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Ausstellung des Bauhauskünstlers im Museum Obermünster vom 11. Oktober bis 30. November 2014

Grewenig Formen in BewegungDie Ausstellung zeigte mit über 80 Werken einen Ausschnitt aus dem Gesamtschaffen des Malers Leo Grewenig ( 1898 - 1991). Das Exponat "Formen in Bewegung", ein Ölbild von 1959, gab der Schau ihren Titel. Bildgestaltungen pendeln zwischen Ruhe und Bewegung. Farben überlagern sich, fügen sich zu Flächen. Ebenen schieben sich über – und gegeneinander. Linien, Kurven und Spiralen geben den Bildern Rhythmus, Bewegung und Schwung.

Nach einem abgeschlossenen Studium an der Kunstakademie in Kassel mit eher traditioneller Ausrichtung studierte Leo Grewenig von 1924 bis 1925 bei László Moholy-Nagy, Josef Albers, Wassily Kandinsky und Paul Klee am Bauhaus in Weimar -

mit dem Abschluss des Gesellenbriefes des Bauhauses und des Meisterbriefes für das Malerhandwerk vor der Handwerkskammer in Weimar, wie es der Bauhaus-Idee entsprach.

Grewenig Foto Diese kurze, aber intensive Beschäftigung mit bisher nicht üblichen Lerninhalten hatte Auswirkungen, die vor allem im abstrakten Spätwerk Leo Grewenigs ab den 60er Jahren sichtbar werden. Seine künstlerische Laufbahn begann Leo Grewenig in den 20er Jahren mit der Darstellung von Szenen aus dem Volksleben mit poetischem Reiz und in unverstellter Sehweise. Nach dem 1942 erfolgten Ausstellungsverbot und den Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg fand diese Bild-Thematik keine Fortsetzung mehr.

Grewenig AllegroAus der Not geboren, entstanden Bilder im mehr oder weniger naturalistischen Stil. In den 50er Jahren fand Leo Grewenig durch die Hinwendung zum Wesen der Natur mit ihrem unermesslichen Reichtum an Formen und Strukturen einen Weg in einen Neuanfang, in die Welt der Abstraktion. In unermüdlichem Schaffensdrang entwickelte er die ihm eigene, unverwechselbare Formensprache zwischen freier Phantasie und bewusster Gestaltung. (Waltrud Hölscher-Grewenig)

Die Ausstellung in Kooperation des Leo-Grewenig-Archivs, des Diözesanmuseums und des St. Marien-Gymnasiums Regensburg setzte einen spannenden Akzent. Das St. Marien-Gymnasium zeigte nach einem Konzept von Kunstpädagogin Dagmar Hinke mit Arbeiten von Schülerinnen und Ehemaligen sowohl eine dialogische Annäherung an den Maler Leo Grewenig, als auch eine Annäherung an die Assoziationsräume „Bauhaus“, „Material und Medien“, „Architektur“ bis zu Aspekten der Gegenwart.

Grewenig MaskeradeFrühe Werke des Malers, z. B. „Eisläufer“ (1923) und „Kinderkarneval“ (1930), inspirierten die jüngeren Schülerinnen zu skurril-figürlichen Kleinplastiken aus textilen Materialien und damit zur Installation mit dem Titel „Fasching auf dem Eis“.  Das Spätwerk „Metamorphose“ (1979) diente mit seiner etymologischen Erklärung der „Verwandlung“ als Quelle zu Granatapfelstudien, zu surrealen Umsetzungen, als auch als methodisches Vorgehen für ornamental graphische Bild(er)findungen und „Transgender-Fotografien“. Die Werkreihe seiner sogenannten Waldbilder mit den Bildern „Buchenwald mit Liebespaar“ (1929) und „Leben und Sterben im Walde“ (1955) bildeten die schöpferische Basis für die Oberstufe zu abstrahierenden Tendenzen in ihrer eigenen Malerei.Auf den Ausstellungstitel „Formen in Bewegung“ antworteten die älteren Schülerinnen mit konstruktiv bis verspielt kinetischen Plastiken. In anderen Kleinplastiken wird der Grewenig´sche werkimmanente Aspekt der „Figuration und Abstraktion“ in Bezug gesetzt zu zeitgleichen Tendenzen in der Plastik - hier insbesondere zu Henry Moore.
Grewenig Juliane Schwabenbauer Q11 MaskeLinie, Form, Farbe und Struktur, in immer sich verändernden Wandlungsprozessen formuliert, die Darstellung von Bewegung und der zum Wesen der Natur vorzudringende Versuch bilden insgesamt übergeordnete Themen in der Ausstellung. Ebenso eine Art „Dazwischen“, eine Art „Fluidum“ bildend im Sinne von „Formen in Bewegung“ sind die ausgestellten Werke, die zwischen Design und Objekt ihre Verortung finden - Hüte, Kleider und Schuhe zwischen „Tragbar und Untragbar“. Filzbilder korrespondieren spielerisch mit dem Thema „Linie, Fläche, Struktur, Textur und Faktur“ und der Frankfurter Küche. Handgeschöpfte Bücher treten in assoziativen Dialog mit gesellschaftlichen Bezügen - mit dem Thema Ausstellungsverbot, Bücherverbrennung als auch mit dem Thema der Maske allgemein und damit zudem mit dem Grewenig´schen Schlüsselwerk „Maskerade“ (1948).

Ebenso gezeigt wurden kleine Stuhlmodelle als Auseinandersetzung mit dem Thema „ArchiSkulptur“, also von Stühlen, die entfunktionalisiert als Objekt, als Skulptur in Zwiesprache mit dem Vitra Campus in Weill am Rhein stehen. Fotografien und Fotogramme knüpften an unterschiedliche Aspekte zur Ausstellung an. In der Auseinandersetzung mit der Architektur des Vitra-Campus sind zudem Ideenmodelle von Feuerwehrhäusern zu sehen. Ein für die Bewerbung an der Bauhaus Universität Weimar entwickelte App lässt die Ausstellung in der medialen Gegenwart ankommen.Ein besonderes Anliegen der Ausstellungskonzeption ist zudem der Versuch, dem Naturkonzept von Leo Grewenig Von Natur als "Objekt" zu Natur als "Leben“  nachzuspüren. Mit Hartmut Böhmes Worten gesprochen „im Prozess der ultimativen Annäherung an die geheimnisvolle Natur erfahren die Solaristen eine traumhafte Enttäuschung: sie begegnen nicht dem Anderen des Menschen, sondern in radikaler Form sich selbst, das Rätsel damit verdoppelnd: die Frage, was Natur ist, fusioniert mit derjenigen, wer wir selbst sind.“ Was zudem eine zutiefst religös-spirituelle Erfahrung ist oder darstellen kann.

Flyer zur Ausstellung